Schwarze Rosen (D 1935, R: Paul Martin)
Das Traumpaar der Ufa-Tonfilmoperetten, der Kassenmagnet der frühen Tonfilmzeit, das waren Lilian Harvey und Willy Fritsch. Das „süßeste Mädel der Welt“ und der kesse, aber liebenswerte Schwiegersohntyp verzauberten ihr Publikum in beschwingten Lustspielen und pompösen Großproduktionen und waren wohl nicht nur für die Presse auch hinter der Leinwand für eine Weile ineinander verliebt. Doch Ende 1932 hatte sich Harvey den Regisseur Paul Martin geangelt und versuchte mit ihm Hollywood zu erobern. Nachdem dies gehörig schief gegangen war, kamen sie 1935 zur Ufa zurück und drehten gleich den ersten Film wieder mit Willy Fritsch: SCHWARZE ROSEN. Doch wie schon der Titel vermuten lässt, handelte es sich erst- und auch letztmalig in ihrer Zusammenarbeit nicht um eine musikalische Komödie, sondern um ein Melodram. Deshalb hat Karsten Witte ganz Recht, wenn er schreibt, dies sei eindeutig der interessanteste Film in Harveys Karriere.
Schwarze Rosen lässt der russische Gouverneur (Willy Birgel) täglich der ebenfalls russischen Tänzerin Marina Feodorowna (Lilian Harvey) bringen, die im vom Zarenreich um 1900 besetzten Finnland eine der wenigen Personen ist, die den Machthaber nicht hassen. Mit der ungewöhnlichen Farbe der Rosen wird das tragische Ende dieser Beziehung vorweggenommen, das verwoben ist mit einer politisch ambivalenten Darstellung des finnischen Widerstandskampfes, der von Erkki Collin (Willy Frisch), einem weiteren Verehrer Feodorownas, symbolisiert wird. So werden im Laufe des Films sowohl Bewunderung für die eiskalte Härte der russischen Besatzer als auch Sympathie für den Mut des finnischen Untergrunds, der sicher Parallelen zur frühen nationalsozialistischen ‚Bewegung’ aufweisen soll, erkennbar. Der Höhepunkt, eine Konfrontation im Theater, veranlasste wiederum Karsten Witte in Anspielung auf die berühmte Treppensequenz zu der Feststellung, Schwarze Rosen arbeite „noch ein Stück vom Panzerkreuzer Potemkin-Trauma der Faschisten auf.“
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
Einführung: Chris Wahl
Am 6. Juni 2008, 19.00 Uhr, im Zeughauskino