Warum sind sie gegen uns? (BRD 1958, R: Bernhard Wicki, D: Ingrid Rech, Thomas Braut, Kurt Reichmann, Anja Böckmann, 64’)
Bernhard Wickis Regiedebüt WARUM SIND SIE GEGEN UNS? war Teil einer filmpädagogischen Initiative des Instituts für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht. Der Film wendet sich der bundesrepublikanischen Gegenwart der 50er Jahre zu. Er erzählt von Günter, einem jungen Hilfsarbeiter und Anführer einer Jugendclique, und von Gisela, der Tochter eines Prokuristen. Für sie löst sich Günter aus der Sicherheit der Gruppe, stößt aber in ihrer Familie auf heftige Vorurteile. Als „dokumentarischer Filmbericht“ angekündigt, bemüht sich der Film, die Klischees der damals populären Halbstarkenfilme zu vermeiden und ein anderes Bild der Jugend zu zeichnen. So orientiert sich WARUM SIND SIE GEGEN UNS? zwar an Filmen wie FAUST IM NACKEN (USA 1954) mit Marlon Brando, aber in erster Linie will er die Perspektive der Jugendlichen einnehmen. Hier sollen nicht „das Kriminelle und Sexuelle in den Vordergrund“ geschoben werden, sondern die „wirklichen Sorgen der Jugend, wie die Frage nach dem Beruf, dem Streben nach Freiheit und der Suche nach erstrebenswerten Idealen“ (Deutsche Woche, 5.11.1958).
Auf dem 10. Internationalen Filmclubtreffen in Bad Ems wurde WARUM SIND SIE GEGEN UNS? mit einem Preis ausgezeichnet. Die Kritik attestierte dem Debütanten Wicki „unvermutete Regisseurqualitäten“. Einige Rezensenten lobten, der Film stelle die Jugend dar, wie sie sei, handele von den „wirklichen Nöten und Problemen jener als ‚Halbstarke‘ schnell und geringschätzig eingestuften Jugendlichen“ (Stuttgarter Zeitung, 22.1.1959). Andere sprachen hingegen von zuviel „Mache“ und zuwenig Tatsachenbericht. So fragt denn auch die Zeitschrift Film der Jugend des Jugendamts Aachen in einem Sonderheft zu einer Vorführung von WARUM SIND SIE GEGEN UNS? im Januar 1959 ihre Leser: „Ist dieser Film ein Bild von uns?“
Einführung: Tobias Ebbrecht
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
Am 1. Februar 2008, 19.00 Uhr, im Zeughauskino