Bis Mitte der zwanziger Jahre werden dokumentarische Filme häufig noch bunt eingefärbt. Städteporträts, Industriefilme, hygienische Aufklärungs- und Werbefilme leuchten in gelb, grün, blau, rot und sepia – Deutschlandbilder zwischen Tradition und Moderne. Im eleganten Seebad Heringsdorf (gelb/orange) ergeht sich das mondäne Berlin, Neustadt in Sachsen wird Schützenfest gefeiert und für lokale Geschäfte geworben. Während in der Großindustrie feuerrot geschuftet wird, erscheinen die Sehenswürdigkeiten von Nordhausen im Harz in behaglichen Sepia-Tönen. Filme erklären auch in bunten Bildern, wie die Bewohner der rasch wachsenden Großstädte die Anforderungen des modernen Alltags bewältigen und dabei gesund bleiben. Elektrizität und Licht werden zu Metaphern für Forschritt und Moderne; das mehrfarbig viragierte Nachtleben von „Berlin im Licht“ inspiriert auch kleinste Landgemeinden, sich ans Stromnetz anschließen zu lassen. Kolorierte Aufnahmen einer Haller-Revue mit Josephine Baker im Admirals-Palast belegen, zu welchen außergewöhnlichen Leistungen die Magier der Farbschablone noch 1928 fähig sind. Danach dominiert sachliches Schwarz-Weiß.
Einführung: Jeanpaul Goergen
HERINGSDORF. DAS ELEGANTE BAD DER OSTSEE (1919)
NEUSTADT IN SACHSEN: IM ZEICHEN DES SCHÜTZENFESTES 1920
DIE HERSTELLUNG VON KOKS (1921)
DER HARZ, NORDHAUSEN (1922)
WIE BLEIBE ICH GESUND? 1. TEIL: HYGIENE DES HÄUSLICHEN LEBENS (1922)
DAS PUBLIKUM SOLL RATEN! EIN LEBENDIGES BILDERRÄTSEL MIT VOR- UND NACHSPIEL (1924)
DIE SONNE DER STADT (1925)
DIE „HALLER-REVUE“ IM ADMIRALSPALAST BERLIN. JOSEPHINE BAKER TANZT IN TRAVEL CUNARD (AvT) (1928)
Alle Filme: Bundesarchiv-Filmarchiv
19.10.2007, Arsenal 2