Anfang der 20er Jahre kann Richard Eichberg seine Produktionsfirma durch eine beträchtliche Aufstockung des Stammkapitals und den Abschluss eines lukrativen Verleihvertrags mit der Münchner Emelka auf eine breitere finanzielle Basis stellen. Ein Ergebnis dieser Umstrukturierungen sind deutlich höhere Produktionsbudgets, die es Eichberg gestatten, die Stoffe seiner Filme an internationalen Schauplätzen anzusiedeln und zum Teil auch an Originalschauplätzen zu drehen.
In schneller Folge entsteht in diesen Jahren eine Reihe opulenter Sensations-Melodramen, unter denen DER ROMAN EINER ARMEN SÜNDERIN wohl noch den behutsamsten Ton anschlägt. Mit eindringlichen literarischen Schilderungen zeitgenössischer Frauenschicksale wie Ernst von Wolzogens Die arme Sünderin hat die in Ungarn spielende Handlung dennoch wenig gemein, zu stereotyp sind die Figuren angelegt, zu grell ihre Gefühle ausgeleuchtet, zu pathetisch die dramaturgischen Volten durchpariert.
Das damalige Publikum störte sich daran jedoch keineswegs, und selbst professionelle Kritiker nahmen Eichberg lediglich den etwas irreführenden Titel übel, würdigten den Film ansonsten als gut gemachte und spannend aufbereitete Unterhaltungsware. In den Hauptrollen sind neben Lee Parry, Eichbergs damaliger Ehefrau, Aruth Wartan, Gerhard Ritterband und Rudolf Klein-Rohden zu sehen.
DER ROMAN EINER ARMEN SÜNDERIN (D 1922, R: Richard Eichberg, D: Lee Parry, Aruth Wartan, Gerhard Ritterband, Rudolf Klein-Rohden)
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
Am 7. Juli 2007, 19.00 Uhr, im Zeughauskino