06.10.2006, im Zeughauskino.
Dass Richard Oswald innerhalb seines Programms konsequenter Publikumsbezogenheit auch das Genre der spritzigen Komödie bedient hat, ist der Filmgeschichte bisher noch kaum geläufig. Die Liebschaften des Hektor Dalmore ist auf den ersten Blick eine Don-Juan-Geschichte, erzählt halb als Posse und halb als augenzwinkerndes Melodram. Conrad Veidt spielt den höchst attraktiven Mann, der so viele Liebschaften hat, dass er einen Doppelgänger beschäftigen muss, der ihn bei den unausweichlichen Duellen mit gehörnten Ehemännern und gelegentlich auch bei den Damen vertritt. Zur Organisation seines anstrengenden Liebeslebens benötigt er zudem einen verschmitzten chinesischen Butler. Oswald zeigt den modernen Don Juan im Leistungsstress. Trotzdem bleibt Veidt überaus gelassen, charmant und behält stets seine überlegene Eleganz. Eine einzige Frau scheint ihm widerstehen zu können, und natürlich begehrt er die wie keine andere. Mit ihrem ebenso ehrpusseligen wie bornierten Mann geht er eine Wette ein, dass auch sie ihm untreu werden wird. Doch was sich als possenhafte Verwicklung wie aus der Fledermaus anbahnt, nimmt einen überraschenden Ausgang. Oswald mischt der erotischen Komödie urplötzlich Momente des tragischen Melodrams bei. Nach fünf Akten wirbelnder Drolerien, die trotz gelegentlicher Abschweifungen die grazile Leichtigkeit einer französischen Salonkomödie Sardous oder Feydeaus aufweisen, kommt es zu einem gebrochenen, bittersüßen Schlussakkord. Selten starb ein schöner Mann anmutiger.
Einführung: Jürgen Kasten
Klavierbegleitung: Peter Gotthardt