Zehn Jahre vor der Kulturrevolution bereist ein internationales Drehteam unter Leitung des Ivens-Schülers Joop Huisken China. Sie erleben ein Land im Aufbruch, das sein Erbe (noch) lebendig erhält. In Kooperation mit der französischen Procinex entsteht bei der DEFA der abendfüllende farbige Dokumentarfilm CHINA – LAND ZWISCHEN GESTERN UND MORGEN, der nun in einer neuen 35mm-Kopie gezeigt werden kann.
Bilder von der ehemals „verbotenen Stadt“ und einer Aufführung der Peking-Oper in der Provinz kontrastieren mit Aufnahmen vom modernen China, das die Naturkräfte zu zähmen weiß. Wie schon in LIED DER STRÖME (1954) benutzt Huisken den Symbolgehalt des Wassers und nicht etwa Insignien des Personenkults um Mao, um die Zeitenwende im Reich der Mitte visuell erlebbar zu machen. Von Shanghai geht es mit dem Schiff den Jangtse hinauf. Besichtigt wird die Kultivierung des bisher nur vom wilden Flusswasser durchzogenen Gebirgslandes östlich von Wuhan. Das Finale bringt die Eröffnung einer Eisenbahnbrücke, von der Natur in harter körperlicher Arbeit abgerungen. Zwar stützt dieses Ende den politischen Gestus des Films, doch finden sich die poetisch intensivsten Passagen gerade dort, wo unberührte Landschaft und historisch gewachsenes Leben fokussiert werden. Nach dem Bau des „Jahrhundertstaudamms“ sind die einmaligen Blicke in die tiefen Schluchten des Jangtse leider Geschichte.
CHINA – LAND ZWISCHEN GESTERN UND MORGEN fügt sich ein in Bemühungen der DDR in den 1950er Jahren, auch im Film Weltläufigkeit zu demonstrieren und dabei zugleich den Aufbau der „jungen Volksdemokratien“ innerhalb einer internationalen sozialistischen Bewegung vorzuführen.
Einführung: Ralf Forster
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
25. November 2005, Arsenal 2