Fast zehn Jahre nach den populären Stacheltieren erlebte die Filmsatire im Vorprogramm der DDR-Lichtspielhäuser mit der Reihe ABSEITS – Tobias Bremser ein kurzes Comeback. Die im Slapstick-Stil des frühen Kinos gehaltenen, durch Zeitraffer verfremdeten und mit Klaviermusik unterlegten Kurzfilme drehen sich um das Fehlverhalten eines „Zeitgenossen abseits der Hauptstraße“, der vom damaligen „Distel“-Star und bis heute aktiven Kabarettisten Lutz Stückrath verkörpert wird. Themen sind Auto-Besessenheit, die Träume und Egozentrik des Mannes, Frauen zu verführen und im Beruf zu glänzen, das Kasse-Machen als „Feierabendbrigade“ sowie der mangelnde Service in Handel und Gastronomie. Indem die Filme vor allem die kleinen Schwächen der Individuen auf die Leinwand bringen, vertreten sie eine offiziell gewünschte Satire, die den Einzelnen als Schuldigen benennt und gesellschaftliche Strukturen von jeglicher Kritik freispricht.
Ein wichtiges Kriterium in der Serienkonzeption scheint der Unterhaltungswert gewesen zu sein. In Zeiten sinkender Zuschauerzahlen sollte das Publikum fast um jeden Preis zum Lachen gebracht, das Kino zum populären Mittler des DDR-Alltags aufgewertet werden. Das Inszenieren an der Oberfläche auf fortlaufende Gags hin erreicht dabei in T.B. UND DAS RUNDE LEDER ungewollt surreale Qualitäten. Schon nach 13 Folgen wurde die Reihe wieder eingestellt.
Neben fünf Tobias Bremser-Filmen, drei von ihnen vom unbekannteren DEFA-Regisseur Heinz Thiel, zeigen wir ein frühes „Stacheltier“ von Heinz Thiel sowie ein Beispiel der inhaltlich verwandten Zeichentrick-Satire VATER UND DIE FAMILIE aus den 1970er Jahren.
Einführung: Ralf Forster.
FRISCH GESELLEN, SEID ZUR HAND! (DAS STACHELTIER 59. Folge) (DDR 1955)
T.B. UND SEINE LEUTE (ABSEITS Folge 5) (DDR 1972)
T.B. ALS FREMDENFÜHRER ABSEITS Folge 6) (DDR 1972)
T.B. UND DIE AUTOS (ABSEITS Folge I) (DDR 1971)
VATERS GROßE LIEBE (aus der Serie „VATER UND DIE FAMILIE“) (DDR 1972)
T.B. MACHT KARRIERE (ABSEITS Folge 8) (DDR 1973)
T.B. UND DAS RUNDE LEDER (ABSEITS Folge X) (DDR 1973)
Alle Kopien: Bundesarchiv-Filmarchiv
24. Juni 2005, Arsenal 2