03.09.2004, im Zeughauskino.
Frühjahr 1914. Der junge Ingenieur Ellinghaus verfällt der rätselhaften Clemence, einer femme fatale, hinter der sich eine französische Agentin verbirgt. Sie hat es auf geheime Konstruktionspläne abgesehen. Als Ellinghaus die Intrige erkennt, ist er bereits finanziell und gesellschaftlich ruiniert. Doch er verrät die Pläne nicht und beginnt in Amerika ein neues Leben. Da bricht der Krieg aus, und Ellinghaus kehrt nach Deutschland zurück, meldet sich zur Armee und bewährt sich als Flieger. Beim Einsatz an der Westfront trifft er erneut auf Clemence, und es kommt zum show down.
Krieg und Spionage, Melodram und Männerfantasie: Der Regisseur Carl Froelich vermischt das alles zu einem spannenden Publikumsfilm, der zugleich auf höchst merkwürdige Weise zwischen den Zeiten schwebt. Denn das Werk wurde unter dem Titel Der Adler von Flandern zwar noch Ende Oktober 1918 der Presse vorgestellt, als sich das Kaiserreich bereits militärisch auflöste. In die Kinos gelangte der Film aber erst am 1.7.1919 unter dem neuen Titel Ikarus. In den Monaten dazwischen war viel passiert: Deutschland hatte kapituliert, eine Revolution erlebt, es hatte sich eine demokratische Staatsform gegeben und im Juni 1919 den heißumstrittenen Versailler Friedensvertrag unterzeichnet. Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse musste die frühere anachronistische Version des Films mit ihrem optimistischen Bild von deutscher Macht und Moral umgearbeitet werden. Nun steht am Schluss die Versöhnung zweier ehemaliger Feinde. Das Werk ist gleichwohl ein Zwitter geblieben: der letzte Kriegsfilm des Kaiserreichs und der erste der Republik.
Einführung: Phillipp Stiasny – mit Klavierbegleitung.