02.04.2004 im Zeughauskino.
Der Eisenbahner Brock disponiert pflichtbewusst und zuverlässig auf seinem Stellwerk die Rangierarbeiten eines Eisenbahnknotenpunktes. Er wird in einen Kriminalfall mit Kollegen verwickelt, leugnet aber bei einer Gegenüberstellung. Schichtweise erfährt der Zuschauer, dass Brock am Tod seiner Frau durch die Nazis mitschuldig ist. Er leidet an seiner Schuld, obwohl er sie verschweigt. Die Aufklärung des Kriminalfalls zwingt ihn zur Wahrheit und seine Tochter, seine Freunde und Kollegen zur Stellungnahme. Erstmals für die DDR-Filmgesellschaft DEFA wird in diesem Film die persönliche Verstrickung eines Mannes, der als normaler DDR-Bürger in einer Kleinstadt lebt, in die alltägliche Barbarei des NS-Regimes thematisiert. Solche Sicht blieb selten, denn spätere filmische Auseinandersetzungen mit der jüngsten Vergangenheit wurden durch zunehmendes Pathos und einseitige Heroisierung eingefärbt. Auffallend an dem Film war auch die Abwesenheit von Staat und Partei und überhaupt von Politik. Auch dies war ein Grund dafür, dass der Film zu DDR-Zeiten nur selten im Kinoprogramm erschien.
Die strenge Kameraarbeit (Günter Sohre) nutzt die Linearität von Gleisanlagen ebenso wie die Dampfmalereien der Lokomotiven für expressionistisch anmutende Filmbilder, die die düster-verhangene Stimmung der Geschichte stützen. Die unspektakuläre Besetzung mit Theaterschauspielern baut auf Einfachheit in der Ausstrahlung. Der Film war die zweite Zusammenarbeit von Günter Kunert (Buch) und Joachim Kunert (Regie) an einem abendfüllenden Spielfilm.
Eine Hommage an Günter Kunert anlässlich seines 75. Geburtstags.
Einführung: Günter Agde, zu Gast: Autor Günter Kunert