Im Dezember widmet sich CineGraph fünf deutschen Reisefilmen der 1930er Jahre, die in eine damals oft als das „Märchenland“ Europas bezeichnete Region entführen: den hohen Norden. Seit der Jahrhundertwende war Skandinavien den Deutschen nicht nur als Urlaubsziel, sondern auch aus dem Kino her wohl bekannt. Kaiser Wilhelm II hatte mit seinen „Nordlandfahrten“ ein populäres Interesse am Norden begründet, das bis zum Zweiten Weltkrieg ungebrochen anhielt. Charakteristisch für dieses Interesse war zunächst die Begriffsprägung „Nordland“ selbst, die sich weniger auf ein konkretes geographisches Gebiet, als auf die Imaginationen zivilisationsmüder Großstädter bezog. Als „sehenswert“ galten, auf den beliebten Gesellschaftsreisen mit Passagierdampfern ebenso wie im Kino, vor allem die norwegischen Fjorde, Spitzbergen und Island. Gegenden, die sich als Kulisse einer bürgerlichen Sommerfrische, aber auch als Projektionsfläche für Germanentümelei und Rassenphantasien nutzen ließen. Zu sehen sind filmische Bilder vom Norden, die sich in ihrer Motivik gleichen, aber in ihrer formalen Gestaltung und ideologischen Aufladung unterschiedlich sind. Dazu gehören die touristischen Ansichten des Hapag-Filmes NORDLAND-FJORDLAND (1930), national-heroische Stimmungsbilder wie NORDLANDFAHRT (1935) und NORDISCHES LAND (1939), der populärwissenschaftliche Ufa-Tonkulturfilm IM LANDE PEER GYNTS (1933) sowie eine Rolle aus Eva Brauns Amateurfilm DIE BUNTE FILMSCHAU (ca. 1938).
Einführung: Patrick Vonderau
NORDLAND-FJORDLAND. EINE SOMMERREISE IN DIE WUNDERWELT NORWEGENS (D 1930)
NORDLANDFAHRT (D 1935)
NORDISCHES LAND (D 1939)
IM LANDE PEER GYNTS. EIN FILM VON NORWEGENS FJORDEN (D 1933)
DIE BUNTE FILMSCHAU, AUFGENOMMEN VON EVA BRAUN (AVT) (D ca. 1938)
Kopien: Bundesarchiv-Filmarchiv
19. Dezember 2003, Arsenal 2