Walter Ruttmanns Film BERLIN. DIE SINFONIE DER GROßSTADT (1927) hat unsere Sicht auf die moderne Großstadt und ihre filmische Darstellung radikal verändert. Er ist kein populärwissenschaftlicher Kulturfilm, kein Städteporträt mit Postkartenansichten – eher ein Dokument denn ein Dokumentarfilm, den es als Genre noch nicht gab. Nach der Uraufführung am 23. September 1927 lobte die Kritik vor allem seine neuartige Form: der einer Sinfonie nachempfundene Querschnitt durch den Ablauf eines Tages, die den Rhythmus betonende Montage, der Verzicht auf eine Spielhandlung und auf Zwischentitel. Anhand präzise beobachteter Einzelerscheinungen erforscht Ruttmann das Wesen der Stadt. Er verzichtet dabei auf eingefahrene Ansichten und Wiedererkennbarkeit und verweigert sich vor allem der „Belehrungstaktik“ des zeitgenössischen Kulturfilms. Viele Bildfolgen von BERLIN. DIE SINFONIE DER GROßSTADT sind heute Metaphern für die Zwanziger Jahre, den Rhythmus und das Tempo Berlins, die Lebensform Großstadt.
Hergestellt wurde Ruttmanns Berlin-Film von der Fox Europa Produktion, der deutschen Filiale der amerikanischen Fox Film Corporation – ihr Produktionsleiter Karl Freund war einer der fähigsten Kameramänner des deutschen Films und Carl Mayer, der die Idee zu dem Film beisteuerte, einer seiner kreativsten Drehbuchautoren. 75 Jahre nach der Uraufführung von BERLIN. DIE SINFONIE DER GROßSTADT blickt FilmDokument zurück auf die wenig beachtete Entstehungsgeschichte dieses Filmklassikers.
Einführung: Jeanpaul Goergen
BERLIN. DIE SINFONIE DER GROßSTADT (D 1927)
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv (Eingangsnummer K 228403 mit den original Akt-Titeln)
24. September 2002, Arsenal 1