Anfang 1930 segelte der Berliner Schriftsteller Heinrich Hauser (1901-1955) 110 Tage lang auf der Viermastbark „Pamir“ der Reederei F. Laeisz von Hamburg nach Südamerika. Von dieser Reise brachte er nicht nur eine spannende Buchreportage, sondern auch den einstündigen Dokumentarfilm DIE LETZTEN SEGELSCHIFFE mit – ein „Dokument von seltener, photographischer Schönheit“ (Hans Sahl). Hauser dokumentiert das alltägliche Leben der Matrosen, ihre harte Arbeit, die immer gleichen Handgriffe, die kleinen Freuden und die Augenblicke der Muße; er heroisiert nicht, auch nicht, als bei Kap Horn ein heftiger Sturm das Schiff erschüttert. Hausers einziger Held ist die „Pamir“, die dunklen Maste und das helle Segelwerk. Sie bilden auch das Leitmotiv einer Sinfonie, die das Thema der existentiellen Erfahrung dieser Seereise variiert. Das Leben an Bord erscheint als ein seltsames Stadium außerhalb jeder Zeit, als eine Gegenwart ohne Anfang und ohne Ziel. – Im Anschluß an DIE LETZTEN SEGELSCHIFFE von 1930 zeigen wir die Kulturfilmfassung MÄNNER, MEER UND STÜRME. EIN FILM VON DER ROMANTIK UND DEM LEBEN AN BORD EINES SEGELSCHIFFES, die 1942 vom Oberkommando der Kriegsmarine erstellt wurde. Diese auf 20 Minuten gekürzte, neumontierte und zum Teil kommentierte Tonfassung setzt mit der Betonung des Volkstümlichen und des Führerprinzips deutlich andere Akzente als Heinrich Hausers Originalfilm.
Einführung: Jeanpaul Goergen
WINDJAMMER UND JANMAATEN. DIE LETZTEN SEGELSCHIFFE (D 1930)
Kopie: Filmarchiv, Amsterdam
MÄNNER, MEER UND STÜRME. EIN FILM VON DER ROMANTIK UND DEM LEBEN AN BORD EINES SEGELSCHIFFES (D 1942)
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv
9. September 1998, Arsenal